Porträts von Eritreischen Gefangenen, die seit 2001 verschwunden sind: Obere Reihe (von links nach rechts): Idris Mohamed Ali, Aster Yohannes, Mohamed Osman Dayr, Dr Kiflu Gebremeskel, Dawit Issac, Mohamed Maranet Nessour and Negede Teklemariam Untere Reihe: Seyoum Tsehaye, Saleh Osman Arey, Petros Solomon, Ibrahim Toteel, Aster Fissehatsion, Paulos Iyassu and Isaac Moges. Copyright: privat. | Ein spannendes Referat zum Thema Eritrea rundete das Programm der GV am 05.04.2017 ab. Der Verein hatte dafür Reto Rufer von Amnesty International eingeladen. Die Menschenrechtslage in Eritrea ist seit Jahren Anlass für Kontroversen in Politik und Medien. Informationen über die Menschrechtslage werden oft in Frage gestellt und Flüchtlinge als Wirtschaftsflüchtlinge bezeichnet. Zu Unrecht, wie Reto Rufer erklärte. In seinem Vortrag nannte er zuerst Zahlen aus der Schweizer Asylstatistik: Im Jahr 2016 stellten 5178 Eritreer und Eritreerinnen Asylgesuche in der Schweiz. Im Vergleich zu 2015 ist die Zahl der Gesuche zwar stark rückläufig, aber Eritrea ist immer noch das wichtigste Herkunftsland vor Afghanistan und Syrien. Nach wie vor kommen viele unbegleitete Minderjährige in die Schweiz. Was sind die Gründe für ihre Flucht? Unabhängigkeit, aber keine Freiheit 20 Jahre seit seiner Unabhängigkeit ist Eritrea immer noch ein Land, in dem Menschenrechte systematisch missachtet werden. Darin sind sich Menschenrechtsorganisationen, Asylbehörden und Kommissionen der UNO einig. Weder die Meinungs- noch die Religionsfreiheit sind gewährleistet. Amnesty geht von mindestens 10‘000 Gewissensgefangenen aus, die aufgrund ihrer politischen oder religiösen Überzeugung oder journalistischer Tätigkeit in geheimen Gefängnissen festgehalten werden. Folter und Misshandlung sind dort an der Tagesordnung. Sämtliche unabhängige Medien wurden seit 2001 geschlossen, bezüglich Pressfreiheit rangiert Eritrea laut Reporter ohne Grenzen auf dem letzten Platz aller Staaten, sogar noch hinter Nordkorea. Unbefristete Zwangsarbeit im Nationaldienst Die meisten jungen Eritreer und Eritreerinnen fliehen jedoch wegen des zeitlich unbefristeten Nationaldienstes, den Jugendliche direkt nach der Schule antreten müssen. Wer sich dem Nationaldienst verweigert, wird verfolgt und hat mit Haft, Folter und Misshandlung zu rechnen. Aufgrund ihrer Verfolgung erkennen die Schweiz und andere Länder Eritreer oft - und zu Recht - als Flüchtlinge an. Amnesty spricht beim Nationaldienst von einem System der Zwangsarbeit, das den Betroffenen jede Selbstbestimmung über wesentliche Lebensbereiche raubt. Der Staat zwingt die jungen Menschen, teilweise zehn bis fünfzehn Jahre im Militär, in der Landwirtschaft, auf dem Bau oder im öffentlichen Dienst zu arbeiten. Dies bei sehr geringem Lohn, der es meist nicht einmal erlaubt, eine Familie zu gründen. Der renommierte Think-tank „International Crisis Group“ betrachtet den Nationaldienst als Mittel, mit der Partei und Militär totale Kontrolle über die Wirtschaft ausüben. Dies sind die wichtigsten Gründe dafür, dass bislang mehrere Hunderttausende zumeist junge Eritreer aus ihrem Land geflohen sind, oft unter enormen Risiken. Reto Rufer vermittelte einen fundierten und umfassenden Einblick in die Situation dieses ostafrikanischen Landes. Er hofft, damit das Engagement der vielen Davoser und Davoserinnen, die sich für die Flüchtlinge hier vor Ort einsetzen, zu unterstützen. Weitere Informationen zu Eritrea und vielen anderen Ländern stehen auf der Website www.amnesty.ch zur Verfügung |
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