Gipfel Zytig: Presserat-Rüge und erneute Entgleisung Anfangs April wurde die „Gipfel Zytig“ erneut vom Schweizer Presserat gerügt: Auch Satire untersteht der journalistischen Wahrheitspflicht. Dieser Grundsatz schliesst Übertreibungen und Verfremdungen, die zum Wesen der Satire gehören, nicht aus. Doch ist auch Satire verpflichtet, die Fakten, von denen sie ausgeht, zu prüfen. „Die Gipfel Zytig hat Ziffer 1 (Wahrheitspflicht) der ‚Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten’ dadurch verletzt, dass die einem ‚Witz’ zugrunde liegenden Zahlen nicht den Tatsachen entsprechen.“ Unmittelbar nach der Veröffentlichung der Stellungnahme des Presserats am 10. April, erschien in der „GipfelZytig“ vom 14. April eine weitere Publikation, die faktischer Grundlagen deutlich entbehrt: Von „Millionen“ Arbeitslosen und Flüchtlingen ist in einem Spruch auf der Heckscheibe eines österreichischen Autos die Rede. Doch auch in Österreich liegen die Arbeitslosen- und Flüchtlingszahlen augenscheinlich weit entfernt von 7-stelligen Summen. „Allein schon Plausibilitätsüberlegungen legen nahe, dass die genannte Zahl (...) um ein Vielfaches zu hoch ist“, mahnte der Presserat in seiner Rüge zum letzten Vorfall, und betonte, wie einfach die falschen Fakten zu erkennen sind. Trotzdem kommt der Redaktor der „Gipfel Zytig“ auch unmittelbar nach dieser Presserat-Rüge seinen journalistischen Pflichten nicht nach. Durch die Publikation falscher Fakten werden negative Werturteile gegenüber Minderheiten geschürt. Der Begriff „Flüchtlinge“ ist im Gegensatz zu den Arbeitslosen in Anführungszeichen gesetzt. Damit wird der Anschein geweckt, dass diese Bezeichnung nicht legitim ist. Es wird zudem in dem Spruch suggeriert, dass ausserordentlich viele Arbeitslose und Flüchtlinge dem rechtschaffenen, arbeitssamen Bürger zu Lasten fallen. Minderheiten werden zu bedrohlichen Massen gemacht, was nicht nur deren Ausgrenzung fördert, sondern auch, dass staatliche Sorge für sie abgelehnt wird. Der Verein IG offenes Davos bedauert und kritisiert, dass sich die „Gipfel Zytig“, auch nach Verurteilungen der Bündner Staatsanwaltschaft und diversen Rügen vom Presserat, noch immer für solche Publikationen entscheidet, und hat sich entschlossen, erneut Beschwerde beim Presserat einzureichen. Nach dem neusten Vorfall haben diverse Davoser ihren Unmut über die erneut hetzerische und beleidigende Berichterstattung der „Gipfel Zytig“ kundgetan. Sie protestieren in den sozialen Medien, setzen ein Zeichen mit dem ‚Bitte keine Gipfel Zeitung’-Kleber am Briefkasten, und verzichten darauf, der Zeitung für Inhalt und Fotos zur Verfügung zu stehen. Besonders Inserenten sollten sich bewusst sein, dass sie mit ihren Beiträgen die immer wieder vorkommenden publizistischen Entgleisungen ermöglichen und honorieren. |
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September 2024
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